raumNEHMEN

eröffnung  ::     08.06.2023 ab 19:00 uhr 

ausstellungsaduer :: 08.06.2023 -  15.07.2023

öffnungszeiten :: montag, dienstag, samstag und sonntag von 18:00 -  21:00 uhr

vortrag :: 15.6.2023 um 19 uhr (einlass 18uhr) anton samorukov "Wie nimmt unser Körper die Architektur wahr"

finissage / strassenfest ::  samstag, 15.7.2023 von 14 - 22:00 uhr

 

 

raumNEHMEN: wer entscheidet über den platz die verortung von einem anliegen, wo dürfen bedürfnisse sich im raum abbilden, wo werden sie unterbunden oder sogar verhindert - selbstverwirklichung versus gemeinschaftlichen interessen - führt es zu konflikten oder zu produktivem miteinander - wann ist es eine bereicherung oder einfach ausdruck der nöte und bedürfnisse. welche rahmenbedingungen führen zu temporären welche zu dauerhaften konstrukten.

teilnehmende künstler*innen: 

agii gosse, andreas schlesinger, daniela wesenberg, fabian hammerl, janina santamarina, janine gerber, kathrin jakubzik, studio KO-OP, nathalie hummer, siegmund schneider

weiteres auf https://www.facebook.com/xponart sowie auf instagram xponartgallery 

 

andres schlesingers malereien thematisieren abstrakte räume, welche streng geometrisch konstruiert und schichtweise aufgebaut werden. es ist ein menschengeschaffenes, künstlich angelegtes terrain, das aus seinem urbanen alltag entspringt und ihn dazu auffordert, es in seinen arbeit zu rearrangieren. eine palette gebrochener farben und modularer konstruktionen stellen für ihn sujets dar, sie in eine grafische sprache zu übersetzen. seine ordnungsliebe leistet ihm dabei hilfe.

in der arbeit von nathalie hummer erobern sich erinnerungen ein stück vom raum. die filigrane konstruktion aus stahl skizziert die umrisse von zwei umzugskartons – den letzten beiden kartons, gefüllt mit erinnerungsstücken, die auf dachböden verweilen und unsere vergangenheit bewahren. trotz ihrer leichtigkeit verstellt uns die raumzeichnung den weg und lässt sich nicht einfach ignorieren oder beiseite schieben - so wie auch unsere erinnerungen teil unserer identität sind und uns überallhin begleiten. wenn man an ihnen vorbeikommen möchte, muss man sie schon umgehen.

wer oder was nimmt eigentlich raum, fragt siegmund schneider. was soll man sich unter raum nehmen vorstellen? er räsoniert: raum gehört allen, sich etwas zu nehmen ist also ein akt des willens: "dieser raum ist jetzt mein raum". zum raum nehmen gehört auch, diesen raum beherrschen zu wollen und zu verteidigen. wer raum nimmt, übt macht aus, es sei denn, der raum wird willentlich als gemeinsamer raum definiert. so ist eine fussgängerzone allen fußgängern zugänglich, nicht aber automobilen. das bedeutet macht gegen automobilbenutzern auszuüben, indem man sie ausschließt. es ist also die frage, wem gehört der raum, sofern es ein öffentlicher raum ist. diktaturen beherrschen den öffentlichen raum. nichts ist erlaubt, was nicht ausdrücklich erlaubt ist. versammlungen ohne genehmigung des diktators sind verboten, der öffentliche raum gehört dem diktator. mittlerweile gibt es nicht nur einen realen öffentlichen raum, sondern es gibt auch den digitalen raum, das internet, social media, ein für alle zugänglicher digitaler raum. auch hier bestimmt der diktator oder – in einem kapitalistischen system – der besitzer der firma, wer diesen raum betreten darf oder was das betreten dieses raumes kostet. andererseits, sich raum nehmen zu können ist ein zeichen von demokratie: raum nehmen - raum haben - raum lassen - raum nutzen - raum geben - raum öffnen - raum schließen. freiraum.

die kölner künstlerin agii gosse arbeitet konzeptionell mit realität und vision. thema der gezeigten arbeiten ist wohnraumbeschaffung. dazu greift sie in vorhandene lebensräume ein, indem sie diese mittels direkter acryl - malerei auf die fotografie erweitert. [die künstlerin agii gosse schreibt ihren namen in kleinbuchstaben. da einige onlineportale aber keine fettschrift erlauben, verwenden wir versalien, um die namen hervorzuheben)

in der arbeit "die klotoide als trassierungselement" von kathrin jakubzik kommen klothoiden-lineale zum einsatz, die in analogen zeiten dem entwurf von straßen dienten. mit dem einst für technische zwecke hergestellten arbeitsmaterial entstehen nun auf den wänden der xpon-art gallery organisch anmutende gebilde, die den raum bevölkern und sich so symbolisch den straßenraum zurückerobern.

"wehen" von janina santamarina ist eine intervention im öffentlichen raum, die sich die windkraft der untergrundstationen zunutze macht, um transluzide plastikgespinste gleiten zu lassen.

"shuang qiao sollte abgerissen werden, solange ich mich erinnern kann.
es war ein ort der leichtigkeit und schönheit, in ständiger verwandlung und neuverhandlung, bestehend aus instabilen schichtungen und zahllosen verknotungen.
immer wieder wurden die geschäfte und restaurants geschlossen. aus den resten der halb demontierten provisorien bastelte dann jemand etwas neues zusammen; zugemauerte türen, auf denen das zeichen für den bevorstehenden abriss des gebäudes gesprüht worden war, wurden aufgebrochen, um für ein paar tage oder wochen kaffee, badelatschen, computermäuse und massagen zu verkaufen.
" die photographien von fabian hammerl zeigen shuang qiao, wie es sich noch einmal aufbäumt, im letzten sommer bevor es endgültig planiert und durch eine richtige shoppingmall ersetzt wird.

ob feine holzleisten, zarte messingstäbe oder schmales metallband, in daniela wesenbergs installationen wirken die verwendeten materialien wie linien, die als raumgreifende struktur - oft ortsspezifisch – neue räume öffnen, umschreiben oder erschaffen. in der bewegung beim betrachten entstehen immer wieder überraschende ansichten mit zeichnerischen verdichtungen, geometrischen formationen, zwischen- oder leerräumen.

seit 2005 bilden die künstler paolo moretto (moretto) und peter kastner (paak) das studio ko-op. zur ausstellung raumnehmen wird studio ko-op in die xpon-art gallery ein sperriges holzgerüst einziehen und daran - wandzeitungen ähnlich - din-a4 papierarbeiten montieren. die installation und die papierarbeiten sind wie alle werke von studio ko-op kollektive arbeiten von moretto & paak.

janine gerber erstellt schalungen in den größen 30x30x~6cm, um räumwände aus beton und zementmörtel zu erarbeiten. in das baumaterial fügte sie u.a. mit maschinenöl grundierte wie auch unbehandelte papiere, eisengeflecht sowie folie ein. teilweise wurde das papier abgestoßen und es entstanden bruchkanten oder strukturen, die flächen und risse betonen. sie untersucht, wie die äußeren kanten zum raum der präsentation übergeben und diesen mit definieren.

 

am donnerstag, den 15. juni wird der architekt anton samorukov einen vortrag mit dem thema „wie nimmt unser körper die architektur wahr“ halten. es geht um den einfluß von urbaner architektur auf die menschliche gesundheit, das verhalten, wie schönheit empfunden wird und sie überhaupt objektiv und quantitativ meßbar sein kann, und inwieweit solche überlegungen in der stadtplanung berücksichtigt werden können, werden, und könnten. praktisch veranschaulicht werden diese theoretischen überlegungen anhand bereits gebauter beispiele.